Tagebucheintrag Kalle

Ein allgemeiner Bericht von Kalle über seine Eindrücke des Ortes.


Ich sitze im Innenhof des Pfarrgebäudes von Corinto, 20 Jugendliche trainieren an diversen Geräten,  aus der Pfarrkirche klingt Messgesang. Eine merkwürdig ruhige, ausgeglichene Stimmung herrscht hier und lässt zu, die Tage die wir jetzt hier sind, ins Gedächtnis zu rufen.

Bei all den guten Dingen, die wir hier erleben, sehe ich Armut in dieser Stadt. Es gibt keine reichen Glitzerbauten zwischen Elendshütten wie ich sie aus anderen Städten mit ähnlichem Entwicklungsstand kenne.

Ziemlich viele winzig kleine Häuser, zu manchen würden wir einfach Blechbaracke sagen, reihen sich an den Straßenrändern.

Seit 2005 arbeiten wir mit unserem Zirkusprojekt hier. Wir sehen und treffen eine Vielzahl von nicaraguensischen Bekannten wieder. Leider sind von den Kids, die wir seit diversen Jahren kennen viele in der Arbeitslosigkeit verblieben, einige sind Väter und Mütter geworden, arbeiten mit kärglichem Einkommen oder hängen rum. H., 22 Jahre alt, 2005 Mitbegründer der Colorintos, lebt mit Frau und zwei Kinder, fährt „Triciclo“, das für Corinto typische Fahrradtaxi. Eine Fahrt kostet 10 Cordobas, das entspricht 33 Cent. 

Gestern Abend beim ersten Rundgang wurde mir die Armut besonders deutlich. Der erste Eindruck wird zwar nach ein paar Tagen des sich Eingewöhnens geglättet – ich will ihn dennoch festhalten:

Hagere alte Frauen und Männer sitzen vor ihren dunklen lehmbodengestampften Einraum- Wohnungen.

Ja, das gehört nach wie vor zu Corinto, der 19.000 Einwohner zählenden Stadt, direkt am Pazifik.

Aber es gehören auch die jährlichen Verbesserungen der öffentlich Infrastruktur dazu – es gibt gepflasterte Straßen, das ehemalige Kino ist saniert und wurde zum neuen Theater. Es sieht gut aus aber es gibt aber kaum Vorstellungen darin, der Weg zur öffentlichen Kultur ist noch weit.

Vielleicht geht unser Projekt-Traum wirklich in Erfüllung und trägt zur Kulturarbeit in Corinto bei. Die Infrastruktur für kulturelle Bildung, das Centro Cultural del Centro de Menores ist jetzt fast fertig gestellt.

Die Allee davor wird neu gestaltet. Das ist eine wirklich imposante Leistung der Stadt Corinto.

Die Straße, eine Allee mit prachtvollen alten Bäumen, erhält Brunnen, Parkbänke, Ruhe- und Kreativräume und wird zur „Avenida Colonia“.

Ideen werden Wirklichkeit.

Mit unserem bescheidenen Zirkusprojekt sind wir weiter als Fitzgeraldo J, wir sind bescheidener als die Schlingensief-Oper in Schwarzafrika und nicht so berühmt wie BAP Niedeckens Afrikaprojekt – aber ohne großen Wirbel unterstützen wir die Aufbauleistungen in Corinto.

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